Kulturkontakt: Islamische Kultur und christliches Europa

Kulturkontakt: Islamische Kultur und christliches Europa
Kulturkontakt: Islamische Kultur und christliches Europa
 
Die werdende islamische Kultur hat bekanntlich vor allem seit dem 8. Jahrhundert einen beachtlichen Teil des antiken Erbes aufgenommen, verarbeitet und darauf aufbauend in immer stärkerem Maße eigenständige wissenschaftliche Leistungen von bleibendem Rang hervorgebracht, die sie schließlich in den Stand setzten, dieses angereicherte Erbe an Europa weiterzugeben. Die »Auswahl«, die der Islam in diesem Vorgang der Übernahme getroffen hat — also Naturwissenschaften, Geographie, Geschichte u. a., aber weder Epik noch Lyrik oder Drama — hat lange Zeit Spekulationen über die Gründe dafür ausgelöst. P. Kunitzsch hat diesen Sachverhalt sehr einleuchtend damit erklärt, dass es sich bei dem Akzeptierten um das in den christlichen Klöstern zumal Syriens gehütete und gepflegte Kulturgut handelte, was zum Ausschluss aller möglicherweise »frivolen« Kenntnisse führte.
 
Die Weitergabe des so gewonnenen und erweiterten Wissens an den Westen setzte etwa zur gleichen Zeit — am Ende des 10. Jahrhunderts — ein und erfolgte ganz überwiegend im westlichen Mittelmeerraum und hier v.a. in Spanien, das durch sein jahrhundertelanges Mit- und Gegeneinander christlicher und islamischer Herrschaftsgebiete die engsten Verbindungen beider Kulturbereiche aufwies. Im Folgenden sollen nun wesentliche Träger dieses Kulturtransfers und die von ihnen vermittelten Werke und Inhalte skizziert werden.
 
 Die Frühphase des Kulturtransfers
 
In Kairouan lebte und wirkte in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts Ibn al-Djassar, der gegen 1005 hochbetagt starb, nachdem er viele medizinische Werke verfasst hatte, von denen nur eines, der Traktat »Sad al-musafir« erhalten blieb. Er wurde noch zu Lebzeiten des Verfassers ins Griechische übersetzt, in Italien bekannt und später auch ins Lateinische und Hebräische übertragen. Ein in Karthago geborener Tunesier, in Europa Constantinus Africanus genannt, begab sich nach Unteritalien, wo in Salerno die nachmals berühmte Medizinschule existierte und brachte diese durch seine — eher mangelhaften — Übersetzungen arabischer Werke zur Blüte. Als Mönch starb er 1087 im Kloster Monte Cassino. Die Namen der arabischen Mediziner, die die von ihm übersetzten Werke verfasst hatten, verschwieg er systematisch und gab sich selbst als deren Autor aus.
 
Bereits fast ein Jahrhundert früher kam Gerbert von Aurillac, Mönch und hochgebildet, bei einem Aufenthalt beim Bischof von Vich (in Katalonien) in den Jahren 967 bis 969 in direkte Verbindung mit islamischem Wissen. Gerbert wurde später Erzbischof von Reims, dann von Ravenna und von seinem Schüler, Kaiser Otto III., 999 als Silvester II. zum Papst gemacht. Auch nach seinem Aufent- halt in Spanien hatte er Beziehungen zu der berühmten Benediktinerabtei von Ripoll, wo man die ersten Übersetzungen aus dem Arabischen vornahm: Texte über Geometrie, Astronomie und die Konstruktion astronomischer Geräte. Gerbert machte Europa mit den arabischen Ziffern bekannt, die im europäischen Kulturkreis erstmals in zwei altspanischen Handschriften von 976 und 992 vorkamen — mit Angabe ihres indischen Ursprungs. Dass diese außerordentliche und überaus praktische »Entdeckung« zunächst ohne Resonanz blieb, zeigt, wie sehr Europa noch die Voraussetzungen fehlten, den Nutzen solcher Techniken überhaupt zu erkennen. Bezeichnend für die Haltung auch eines Großteils der europäischen geistigen Eliten dieser Zeit ist, dass selbst ein Mann wie Gerbert wegen seiner aus arabischen Quellen stammenden naturwissenschaftlichen und mathematischen Kenntnisse in den Verdacht geriet, ein Magier zu sein.
 
Dieser Vorgang und die Art der Wissensgewinnung gibt auch Anlass klarzustellen, dass Kulturkontakte und vor allem die Weitergabe von arabischem Wissen nur dort geschah, wo muslimisches Gebiet von Christen erobert worden war und dort lebende Christen oder Juden bzw. konvertierte Muslime für dergleichen Aktivitäten gewonnen werden konnten. Leider wird auch in neuesten Publikationen, die wissenschaftlichen Anspruch erheben, ausgeführt, Gerbert z. B. sei nach Toledo gegangen, und anderswo liest man von Europäern — damals aufgrund des europäischen Bildungssystems notwendigerweise Kleriker! —, die nach Córdoba oder sonstigen islamischen Stätten der Wissenschaft gegangen seien, um dort zu studieren. Tatsächlich verhält es sich so, dass die islamischen hohen Schulen ihren Sitz in Moscheen hatten, die kein »Ungläubiger« betreten durfte — so noch heutigentags im Maghreb! —, geschweige denn, dass er hätte am Studium teilnehmen dürfen. Und das an den hohen Schulen benutzte Hocharabisch mussten auch die Muslime in jahrelangem Studium erlernen — mit dem umgangssprachlichen Arabisch, das man durch den bloßen Aufenthalt in arabischen Ländern erlernen konnte, waren wissenschaftliche Studien unmöglich.
 
 Griechisch — Arabisch — Spanisch
 
Es bleibt eine Episode zu erwähnen, die zunächst einmal zum Kapitel »Aneignung griechischen Erbes durch die Araber« gehört, aber eben doch auch eine Art Fortsetzung im Rahmen des hier behandelten Themas hat. Im Jahre 948 hatte der byzantinische Kaiser Konstantin VII. dem Kalifen Abd ar-Rahman III. von Córdoba anlässlich einer diplomatischen Mission nebst anderen wertvollen Geschenken ein Exemplar der in griechischer Sprache verfassten Arzneimittellehre des Dioskurides von Anazarbos (nahe Ceyhan in Kilikien) aus der Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. geschickt; da damals in Córdoba niemand — auch nicht unter den Mozarabern — Griechisch konnte, sandte der Kaiser 951 einen Mönch, der das Werk zusammen mit dem jüdischen Arzt und Diplomaten Hasdai ibn Schaprut ins Arabische übersetzte. Erst im 16. Jahrhundert hat dann auf der Basis der im Zeichen des Humanismus inzwischen erfolgten Edition des griechischen Textes der spanische Arzt und Gelehrte Andrés Fernández de Laguna seine spanische Übersetzung des Werkes 1555 in Antwerpen publiziert. Damit war das Werk auch endlich im Abendland angekommen, wo es noch lange das maßgebliche Handbuch der Arzneimittellehre blieb.
 
 Die Hochphase des islamisch-christlichen Kulturtransfers
 
Nach den Kontakten Gerberts mit Klöstern der Spanischen Mark — aus der heraus sich allmählich das Königreich Aragonien und die katalanischen Grafschaften entwickelten — tritt eine Pause ein. Erst nach der Eroberung von Toledo — wo der vermutlich erste botanische Garten von Ibn Wafid (»Abenguefith«) geschaffen worden war — durch Alfons VI. von Kastilien im Jahr 1085 gewannen die kulturellen Kontakte wieder an Intensität. Eine Art Vorläufer der beginnenden Bewegung stellt der konvertierte Jude Petrus Alfonsi, mit eigentlichem Namen Moses Sefardi, dar, der vermutlich aus Huesca stammte und Protegé Alfons' I. von Aragonien war. Er hat dem Westen in seiner »Disciplina clericalis«, einer Sammlung arabisch-jüdischer Erzählungen, orientalische Erzählstoffe vermittelt. Später ging er nach Frankreich und England, wo er arabische Wissenschaften lehrte und Adelard von Bath bei dessen Übersetzung der Tabellen des Chwarismi ins Lateinische unterstützte. In seinen weit verbreiteten (65 Handschriften) »Dialogi« — in denen er auch seine Konversion begründete und verteidigte — legte er dar, dass nur wissenschaftliches Erforschen der Natur zu richtiger Gotteserkenntnis führe. Nach 1121 ist er in Spanien verstorben. Er hatte großen Einfluss auf das christliche Europa.
 
Zur Zeit der kastilischen Könige Ferdinand III. und Alfons X. begann in der nunmehrigen kastilischen Hauptstadt Toledo, aber auch an anderen Orten wie Tarazona und vor allem Barcelona, der Hauptstadt der Markgrafschaft Katalonien, eine Epoche enormer Übersetzertätigkeit, die zu Unrecht vereinfachend als »Übersetzerschule von Toledo« bezeichnet wird. Christliche Spanier, Mozaraber und Juden, dann aber auch Angehörige anderer europäischer Völker hatten Anteil an dieser gewaltigen Bewegung, die eine Unmenge zum Teil sehr umfangreicher Werke in lateinischer Sprache dem christlichen Abendland zugänglich machte und so das Gedankengut und die im Abendland bis dahin verloren gegangenen Erkenntnisse der griechisch-römischen Antike und des arabischen Kulturkreises vermittelte. Auch war es nicht nur der viel gerühmte Erzbischof (1124—51) Raimund von Toledo, ein cluniazensischer französischer Mönch, der die Übersetzertätigkeit besonders begünstigt hat. Bis zur bedeutsamen Reise des hochgelehrten Abtes von Cluny, Petrus Venerabilis, nach Spanien gegen 1141 zeigte er sich an diesen Unternehmungen, die seit längerem im Gange waren, nicht besonders interessiert. In seiner Stadt waren es vor allem der Erzdiakon Dominicus Gundissalinus (Domingo González) und sein jüdischer Mitarbeiter Johannes ibn Dawid (»Israelita Philosophus«), der sich selber Abendauth (»Ibn Dawud«) nannte, und wohl mit Johannes David, dem Freunde Platons von Tivoli und einem oft genannten Johannes Toletanus identisch war, die zumal philosophische Werke über das Kastilische ins Lateinische übersetzten.
 
Die zentrale Figur dieser Epoche aber war Johannes Hispanus, der zwischen 1120 und 1160 ohne jede fremde Hilfe arbeitete und vermutlich Mozaraber war. Nach 1165 wirkte die Equipe des Gerhard von Cremona dort an der Übersetzung v.a. philosophischer Autoren: Alfarabi, Ghasali und Ibn Sina (»Avicenna«). Man entdeckte jetzt erst Aristoteles als Philosophen und begann seine Werke und die seiner islamischen Nachfolger wie Ibn Badjdja (»Avempace«), Ibn Tufail (»Abubacer«), Ibn Ruschd (»Averroes«), Abu l-Kasim, al-Bitrudji (»Alpetragius«) sowie die Arbeiten des zwar aus Córdoba stammenden, aber in Kairo wirkenden jüdischen Philosophen Maimonides zu übersetzen; so kamen diese Werke in Europa zur Wirkung, nun sogar zum Teil noch ehe sie im islamischen Raum Anerkennung fanden. Abgesehen davon ging mit Denkern wie den Genannten die Periode der Pflege der »Falasifa«, d. h. der Philosophen hellenistischer Prägung, endgültig zu Ende. Gerhard und seine Mitarbeiter übersetzten an die 80 zum Teil sehr umfangreiche Werke. In Tarazona (Ebrobecken) wirkte ein spanischer Kleriker für Bischof Michael (1119—51) und übersetzte mehr als zehn Bücher und nahe Logroño, vielleicht in Nájera, waren Hermann von Kärnten (»Dalmata«) und Robert von Rétines gemeinsam tätig und trafen 1141 mit Petrus Venerabilis zusammen. Der schon genannte Platon von Tivoli, der etwa 1134—45 in Barcelona lebte und dessen Helfer der Jude Abraham bar Chijja (»Savasorda«) war, übersetzte sowohl aus dem Arabischen wie dem Hebräischen, vor allem astrologische Schriften, aber auch mathematische.
 
Es bleibt zu vermerken, dass wir über die Lebensdaten und -läufe vor allem der frühen — hispanischen, ob christlichen oder jüdischen — Übersetzer schlecht Bescheid wissen und selbst ihre Identität so manches Mal zweifelhaft ist.
 
Was aber wurde eigentlich übersetzt? Alle Gebiete der damaligen Wissenschaften finden sich unter den übersetzten Werken: Mathematik, Astronomie und Astrologie, Physik und Mechanik, Chemie bzw. Alchimie, ferner Medizin mit der dazugehörenden Pharmakognosie, Philosophie sowie Werke der Magie, also der Geheimwissenschaften. Hier ist der Ort, darauf hinzuweisen, dass die Erfindung des Buchdrucks zu einem gewaltigen Anschwellen der Kenntnis solcher Schriften führte. Bis dahin konnten sich z. B. nur reiche oder sehr erfolgreiche Ärzte etwa den »Kanon der Medizin« (al-Kanun fi t-tibb) von Avicenna leisten, nun aber waren auch weniger bemittelte Ärzte in der Lage, derlei umfangreiche Werke zu erstehen. So ist denn auch Avicenna erst durch den Buchdruck zum Ziehvater der europäischen Medizin geworden. Viele Werke wurden mehrfach übersetzt und oft, bis ins 17. Jahrhundert hinein, immer wieder gedruckt.
 
 Schöpfen aus arabischen Quellen
 
Auf arabischen Quellen fußt ein Gutteil der von König Alfons X. (1221—84) verfassten Werke. Er war nicht nur selbst Dichter, Historiker und Gesetzgeber, sondern veranlasste auch die Erarbeitung und Veröffentlichung der »Alfonsinischen Tafeln« zur Berechnung der Örter von Sonne, Mond und Planeten sowie weiterer astronomischer Werke, ferner des Steinbuchs, des Schachzabelbuchs sowie vieler anderer Werke, die ihrerseits entweder Übersetzungen aus dem Arabischen sind oder aber Material solcher Werke verarbeiteten. Nur am Rande sei erwähnt, dass er auch Römischer König war und vor allem in Süditalien eine — wenn auch weitgehend gescheiterte — imperiale Politik verfolgte.
 
Im gleichen Jahrhundert war ein anderer Römischer Kaiser (und deutscher König), der Staufer Friedrich II., ebenfalls bemüht, in seinem italienischen Stammland, dem Königreich Sizilien, die dort seit dem 9. Jahrhundert heimische islamische Kultur zu pflegen. Seine berühmte Abhandlung »De arte venandi cum avibus« (Über die Kunst, mit Vögeln zu jagen) beruht auf arabischen Quellen. Sein Verhalten entspricht dem seiner normannischen Vorfahren. So hatte bereits für Roger II. (1130—54) der aus Ceuta stammende Idrisi, also ein Scherif, ein Nachfahre des Propheten, als Sekretär einer vom König eingesetzten Kommission, sein 1154 abgeschlossenes großes geographisches Kompendium, das Roger-Buch (Kitab Rudjdjar) abgefasst. Obwohl es einen Großteil auch Europas behandelte, wurde es im Mittelalter nie ins Lateinische (oder eine andere europäische Sprache) übertragen, aber auch im arabischen Bereich fand es nie die Beachtung, die ihm gebührte.
 
Der Vollständigkeit halber sei hier ein Autor genannt, der zwar schon zur beginnenden Neuzeit gehört, aber eben das zuwege brachte, was Idrisi nicht gegönnt war: Europa mit der Geographie und Ethnographie des Maghreb bekannt zu machen, ehe Europa durch Europäer wie den dänischen Vizekonsul Georg Höst, der von 1760 bis 1768 in Marokko weilte und nach seiner Heimkehr seine »Nachrichten von Marókos und Fes, im Lande selbst gesammlet. ..« (dänisch 1779, deutsch 1781) schrieb, oder den englischen Kleriker Thomas Shaw (»Travels, or observations relating to several parts of Barbary and the Levant«, 2. Aufl. London 1757, deutsch Leipzig 1765) diese Länder bekannt gemacht wurden. Gemeint ist Leo Africanus, eigentlich al-Hasan ibn Mohammed al-Wassan, ein gebürtiger Granadiner Maure aus Fès, der, von christlichen Piraten gefangen genommen und dem Papst geschenkt, von Leo X. getauft wurde. Er verfasste in italienischer Sprache eine ausführliche Beschreibung Nordafrikas, die 1550 zuerst in Ramusios monumentalen »Navigationi e viaggi« erschien und schon 1556 ins Französische übersetzt wurde. Der Wert seiner Mitteilungen für Europas Kenntnis des Maghreb kann kaum überschätzt werden. Er selbst ist zu unbekannter Zeit nach Tunis zurückgekehrt und als Muslim gestorben.
 
 Islamisch-christlicher Kulturkontakt im östlichen Mittelmeerraum
 
Der Blick auf die Kulturströme und -beziehungen zwischen dem Orient und dem christlichen Abendland wäre aber ganz und gar unvollständig, wenn man dem östlichen Schauplatz dieser Geschehnisse nicht einige Sätze gönnen wollte. Waren noch im 8./9. Jahrhundert Byzanz und die syrischen wie — wenn auch bescheidener — die ägyptischen Pflegestätten der überkommenen Kultur, allen voran die Klöster, gebender Teil, so wurde später auch hier der islamische Orient führend. Hier wurde durch die Übersetzungen des 7. bis 9. Jahrhunderts, v.a. unter den ersten Kalifen aus dem Haus der Abbasiden, das Erbe der Antike und der iranischen Welt der werdenden islamischen Kultur vermittelt. Ab dem 9. Jahrhundert setzte dann der Gegenstrom ein: Es kam zur Rückübermittlung des antiken Erbes vermehrt um die Leistungen der arabisch schreibenden Welt an das Abendland. Allerdings konnte nun der Orient nie die Bedeutung der Rolle Siziliens und Spaniens erreichen, einmal, weil mit dem Einsetzen der Kreuzzüge und der sich daraus ergebenden Kontakte die Beziehungen fast stets feindselig waren und zudem fast durchgängig eben andere als für den Westen beschriebene Voraussetzungen galten. Die Erkenntnis der Unterschiede zwischen den beiden Schauplätzen lässt das Verständnis und das Verstehen für das, was sich zutrug, nur umso ausgeprägter sein.
 
 Bleibende Einflüsse
 
Dass eine der wesentlichen Grundlagen des europäischen naturwissenschaftlichen Denkens die arabischen Zahlen sind, ist wohl allgemein bekannt. Wie stark und wie viele Lebens- und Wissensbereiche umfassend der arabisch-orientalische Einfluss auf Europa jedoch war, können wir am besten aus den vielen arabischen Lehnwörtern des Deutschen (wie anderer europäischer Sprachen) ersehen, ganz zu schweigen von den Massen solcher Entlehnungen in den Sprachen der Pyrenäenhalbinsel wie auch — wenn auch weniger zahlreich — im Italienischen. Allein fürs Deutsche genügt es, eine ganz bescheidene Auswahl solcher orientalischer Wörter, bei uns natürlich aus anderen europäischen Sprachen entlehnt, aufzuführen; viele arabische Vokabeln sind freilich ihrerseits wieder ebenfalls Leihgaben aus dem Persischen, den indischen Sprachen usw. Auf die Aufzählung von Sternnamen aus dem Arabischen sei verzichtet, weil deren Vokabular (wie z. B. Atair, Rigel, Beteigeuze, Aldebaran) davon wimmelt. Man denke aber an Admiral, Alchimie/Chemie, Alkohol, Algebra, Benzin (!), Fakir, Haschisch, Kabel, Kaffee, Kaliber, Arsenal, Laute, Moschee, Risiko, Scheck, Sirup, Zucker und viele andere mehr, wobei Bezeichnungen typisch orientalischer Personen und Dinge unberücksichtigt blieben.
 
Prof. Dr. Hans-Rudolf Singer, Germersheim
 
Weiterführende Erläuterungen finden Sie auch unter:
 
arabische Herrschaft in Europa: Minarett und Kirchturm
 
osmanische Herrschaft in Südosteuropa: Halbmond über Europa

Universal-Lexikon. 2012.

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